Naturdenkmal „Halbtrockenrasen“ Ruppersthal

Naturdenkmal „Halbtrockenrasen“ Ruppersthal

Entstehungsgeschichte des Naturdenkmals „Halbtrockenrasen Ruppersthal“

Das Grundstück in Ruppersthal ist ca. 7000 m² groß und war bis etwa in die Mitte des vorigen Jahrhunderts die sogenannte Hiatawiese. Das heißt der Hüter, der bis zum Abschluss der Weinlese dafür verantwortlich war, dass kein Erntediebstahl in den Weingärten stattfand, hatte das Recht diese Wiese für seine Viehhaltung zu nutzen. In Ruppersthal wurde sie nicht als Weide- sondern als Mahdwiese bewirtschaftet. So wurde das Grundstück, laut Überlieferung, bis in die 1960er Jahre regelmäßig ein bis zweimal im Jahr gemäht, was die Grundlage für den heutigen Zustand dieses Biotops darstellt.

Mit der Aufgabe der traditionellen Nutzung beginnt das Ende derartiger Lebensräume, durch die aufkommenden Gehölze ist der Lebensraum stark bedroht, früher oder später wäre mit einem vollständigen Verlust zu rechnen. Im Jahr 2009 entdeckte der gebürtige Ruppersthaler Mag. MSc Christian Keusch, der sowohl an der Universität Wien als auch an der Universität Salzburg einschlägige Studien abgeschlossen hat und mit seinem Ingenieurbüro für Biologie bereits viele Naturschutzprojekte in Österreich begleitet hat, diese Wiese und erkannte den Wert und die Rarität dieses Lebensraumes.

Er startete umgehend eine Rettungsaktion. Mit Zustimmung der Gemeindevertretung unter Bürgermeister Franz Otto und gemeinsam mit seinem Vater, Johann Keusch, befreite er das Grundstück vom wuchernden Gehölz um so die wesentlichen Biotopeigenschaften weitestgehend zu erhalten. In den folgenden Jahren wurden die neu aufkommenden Gehölze regelmäßig entfernt und Teile der Wiese gemäht.

DSC_0405BGleichzeitig erstellte er nach und nach eine Artenliste, in der derzeit mehr als 85 verschiedene Pflanzenarten enthalten sind (siehe Beilage). Davon sind 22 in Österreich bzw. im pannonischen Raum als gefährdet eingestuft. Darunter sind drei Orchideenarten, zwei Küchenschellenarten und eine Enzianart. Viele der Arten stehen außerdem laut Niederösterreichischer Artenschutzverordnung unter strengem Naturschutz. Besonders erwähnenswert ist das sehr große Vorkommen der Groß-Küchenschelle (Pulsatilla grandis), im Frühjahr 2016 konnten mehr als 650 Individuen gezählt werden! In weitaus geringerer Anzahl kommt auch die Wiesen-Kuhschelle (Pulsatilla pratensis subsp. nigricans) vor. Nicht weniger bemerkenswert ist das Vorkommen weiterer gefährdeter und geschützter Arten, wie z.B.: Kreuz-Enzian (Gentiana cruciata), Brand-Knabenkraut (Neotinea ustulata), Helm-Knabenkraut (Orchis militaris), Schmalblättriger Lein (Linum tenuifolium), Waldsteppen-Windröschen (Anemone sylvestris), Knäuel-Glockenblume (Campanula glomerata), Schwert-Alant (Inula ensifolia), Österreichischer Zwerggeißklee (Chamaecytisus austriacus).

Im Jahr 2014 hat Mag. Keusch daher den Kontakt mit dem Niederösterreichischen Naturschutzbund hergestellt und um eine fachliche Beurteilung gebeten. Im März des Jahres 2015, zur Blüte der Küchenschellen, wurde gemeinsam mit Dr. Norbert Sauberer (Vorstandvorsitzender Stellvertreter) und Mag. Gabriele Pfundner (Geschäftsführerin Stv.) eine Begehung der Wiese unternommen. Dabei wurde bestätigt, dass die Fläche aufgrund des Zustandes und der naturschutzfachlich überaus wertvollen Artenausstattung aus fachlicher Sicht auf jeden Fall den Anspruch auf ein Naturdenkmal hätte.

Aus diesem Grund richtete der, nach Franz Otto und Leopold Spielauer nunmehr dritte zuständige Bürgermeister, Ing. Alois Zetsch, im Frühjahr 2015 die Bitte an die Bezirkshauptmannschaft Tulln um Anerkennung dieses Grundstückes als Naturdenkmal. Diese wurde nach fachlicher Begutachtung durch den Bezirksoberförster am 23.6.2016 stattgegeben.

Parallel dazu erhielt die Familie Keusch die Zusage der Freunde des Fremdenverkehrs Ruppersthals bei der notwendigen jährlichen Mahd mitzuhelfen und so den Standort zu sichern.

DSC_0391Unter reger Bevölkerungsteilnahme, erfreulicherweise auch viel junges Publikum, konnte die Schirmherrin, Frau Vizebürgermeisterin Elfriede Habacht, Pfarrer Marius Zediu, Bürgermeister. Ing. Alois Zetsch sowie zahlreiche Gäste der verschiedenen Regionsorganisationen und beachtliche örtliche Prominenz bei der Eröffnungsfeier am 11.8.2017 begrüßen. Als besondere Ehre hob sie hervor, dass Herr Bezirkshauptmann, Mag. Andreas Riemer, erschienen war und die Eröffnung des Naturdenkmals persönlich vorgenommen hat.

Nach einem interessanten und informativen Vortrag von Herrn Mag. Keusch, luden die Freunde des Fremdenverkehrs zu Grillwürsteln und Getränken zum Ausklang des Festes.

Weitere Fotos der Eröffnungsfeier finden Sie hier